Montag, 13. April 2015

Darf ich mich zu euch legen?


In der Nacht vom 05.04. zum 06.04 - also von Ostersonntag zu Ostermontag - fand ich keinen Schlaf. Ich hatte spät Abends noch eine tolle Sendung auf NetGeo gesehen und war davon so aufgekratzt so dass ich nicht einschlafen konnte. Es war schon so spät, so dass ich dachte, dass ich gleich wach bleiben könnte um zu Sonnenaufgang raus zu gehen und zu fotografieren.

Tatsächlich entstanden die meisten meiner Sonnenaufgangsfotos und Wildtierfotos in den frühen Morgenstunden unter ähnlichen Umständen, also ist es für mich nichts neues. Ich hatte noch sehr viel Zeit um mich richtig schön warm anzuziehen und alles einzupacken. Darunter auch eine Decke.

Vor Sonnenaufgang ging es los. Zu meinem erstaunen war es so hell, dass meine Taschenlampe komplett überflüssig war. Auch war es extrem laut!

Die Vögel erwachten so langsam und begrüßten aufgeregt den Morgen! :-)
Viel zu spät kam ich auf die Idee eine Audioaufnahme davon zu machen. Da man bei meiner Aufnahme nicht mehr so viele Vögel hört und bei weiten nicht so laut sind, wie bei den ersten Metern aus der Haustür heraus, habe ich die Audiodatei nicht hochgeladen ... Und wahrscheinlich würdet ihr das nicht so extrem wahrnehmen wie ich. Inzwischen reagiere ich viel empfindlicher/sensibler auf Vogelgesang. Selbst in Spielfilmen nehme ich noch so leisen Vogelgesang wahr und versuche herauszufinden, welche Vögel man hören kann! :-D

Auch wenn ich keine Taschenlampe benötigte war es viel zu dunkel um vernünftig zu fotografieren. So konnte ich vom ersten Fuchs den ich auf dem Feld sah kein Foto machen. Er verschwand auch sehr schnell und ging im braun des gepflügten Feldes farblich unter, so dass ich ihn nicht mehr wahrnahm.

Nicht weit kam ich endlich an einer Stelle an, von der man schon die Rehe sichten konnte. Ich baute mein Stativ auf und versuchte schöne Aufnahmen zu machen. Aber wie ihr sehen könnt, war die Entfernung zu weit weg. Es war noch dunkel und bis die Sonne über den Berg scheinen würde, würde es noch lange dauern und wenn es so weit wäre, würden die Rehe nicht mehr dort sein ....

^ 06:39 Uhr 300mm Brennweite


Also packte ich alles wieder zusammen.
Während ich auf dem Feldweg lief beobachteten mich die Rehe, ich hatte kurz durch die Kamera nach ihnen geschaut und mich entschlossen ihnen auf dem Weg keine Beachtung zu schenken, damit sie denken, ich hätte sie nicht gesehen ...

 Während ich so lief und es heller wurde, fragte ich mich, warum ich eigentlich mein Stativ eingepackt hatte ... und warum ich eigentlich um die Uhrzeit draußen bin. Mitten im nirgendwo! :-)

 Und dann sah ich den Grund.
Ein Fuchs beim jagen!

Denn eigentlich wollte ich nicht Rehe fotografieren sondern ich war auf der Suche nach Füchsen ...

Drei Fotos aus der Ferne konnte ich mit meinem 500mm Festbrennweiten Objektiv machen. Einzig dieses ist halbwegs brauchbar. Auch wenn er nicht gleich sofort verschwand und ich Zeit hatte ihn zu fokussieren ist es mir nicht richtig gelungen. Vielleicht lag es an der Entfernung, vielleicht an der Müdigkeit.

^ 06:50 Uhr 300mm Brennweite


Ich lief den Hang hoch um zu schauen was aus dem Kadaver geworden war, den ich vor einigen Tagen dort fotografiert hatte. Als ich es fand und genauer betrachtete lief ich weiter hoch zu den Rehen. Sie waren wie erwartet noch auf der gleichen Wiese. Da ich wusste, dass sie sich von hinteren Ende der Wiese nach vorne durchfressen würden und somit immer weiter nach vorne (also auf mich zu) laufen würden, machte ich es mir auf den Boden bequem.... vielleicht würde ich auch später einen Fuchs vorbeilaufen sehen.

Ich fand eine kleine Kuhle auf dem Boden worauf ich meine Decke legte und mich wunderbar reinsetzen/legen konnte. So in der Position konnte ich etliche Aufnahmen machen die sich kaum voneinander unterscheiden, weswegen ich sie euch jetzt nicht alle zeige ;-)

^ 07:20 Uhr 300mm Brennweite

Während ich so lag hörte ich aus dem Wald hinter mir laute Geräusche von irgendwelchen sich prügelnde Tieren. Ich kann euch nicht sagen, ob es Füchse, Waschbären, Hermeline oder gar Eichhörnchen waren. Ich folgte zwar langsam den Geräuschen und war wohl auch sehr nah an ihnen, aber ich sah nichts!

Also lief ich wieder zu den Rehen, meine Sachen hatte ich dort liegen gelassen und die Situation war unverändert. Sie aßen noch immer am unteren Wiesenrand. Nach einigen Minuten hörte ich wieder die merkwürdigen laute. Also schlich ich mich wieder davon ... und fand nichts.

Da ich aber zu neugierig war suchte ich den Bereich etwas intensiver ab und schaute mich genauer um. Und dann sah ich keine 20 Meter vor mir einen Fuchs! Er war genauso verwundert wie ich ... mit seinem Futter (etwas schwarzes) im Maul lief er rasch in die Büsche und war ruckzuck weg. Ich war so perplex gewesen, dass ich kein Foto machen konnte ...

Also ging ich wieder zu den Rehen zurück und dort tat sich langsam was!
Sie liefen auf die Nachbarwiese drauf. Mein alter Sitzplatz würde mir also nicht mehr viel nützen. So packte ich zusammen und lief einen großen Bogen um sie um mich an einer anderen Stelle wieder nähern zu können.


Während ich einen Bogen, am Feldrand, um die Rehe lief konnten wir uns gegenseitig beobachten. Da ich die Rehe nicht verscheuchen wollte tat ich so als würden sie mich nicht interessieren!
Ja, ich kehrte ihnen sehr oft den Rücken zu und schaute immer wieder in andere Richtungen.

Nachdem der kritische Moment vorbei war lief ich auf sie zu und suchte hinter kleinen Büschen Sichtschutz... so ganz ohne eine Deckung wollte ich nicht auf mein Glück vertrauen. Bei den Büschen angelangt machte ich es mir auch dort wieder bequem und beobachtete sie weiter beim fressen.


Sie liefen immer weiter und weiter ... Nach einiger Zeit hatte ich eine Vermutung in welche Richtung sie laufen würden und wandte mich wieder von ihnen ab um in Ruhe voran zu kommen.
Ich lief weit unterhalb von ihnen am Feldrand entlang und schaute auch immer wieder in das Wäldchen zu meiner linken Seite, aber dort sah und hörte ich nichts.

Bald war ich wieder an der gleichen Stelle gewesen von der ich die Rehe schon mal mit meiner Begleitung beobachten konnte. Ich lief fast gerade auf sie zu und war nach einer Weile wieder mit ihnen auf einer Höhe, so dass wir uns sehen konnten.

^ 07:59 300mm Brennweite


Nach einer anfänglichen Unsicherheit auf beiden Seiten machte ich es mir beim Pfosten bequem.
Ich breitete meine Decke direkt davor aus und lehnte mich an den Pfosten. Hier würde ich wohl eine Weile bleiben können.... Die Rehe waren zwar noch immer weit weg, aber sie würden sicherlich etwas näher kommen und mit den bloßen Augen waren sie auch schon gut erkennbar.

Hier unten eine Handyaufnahme zum Vergleich ;-)



Tatsächlich liefen sie einige Meter auf mich zu. Generell schauten sie immer mal wieder was ich so machte. Insbesondere wenn ich in meinem Rucksack nach meinem Objektiv kramte und das 500er Objektiv dran setzte.




Trotz dass ich in der Nähe war, ihnen wieder zuwinkte, aufstand, an meinem Rucksack rumfummelte und sogar leise vor mich hin murmelte interessierten sich die Rehe kein bißchen für mich. Sie schauten stattdessen immer wieder in andere Richtungen von denen andere Geräusche kamen. Sie ließen mich zwar nicht ganz aus den Augen, aber wenn sie zu mir schauten war es meisten nur für einen kurzen Augenblick, weswegen ich kaum Fotos von ihnen habe wo sie in die Kamera schauen.



Also dachte ich, dass ich ein Video drehen könnte.
Das war allerdings nicht so einfach wie gedacht. Da ich zu bequem war mein Stativ auszupacken, stellte ich mich hinter den Pfosten um damit meine Kamera zu stabilisieren. Es dauerte sehr lange bis ich den Rehbock durch das Display gefunden hatte. Und wie ihr sehen könnt ... macht dieser nichts weiter als zu fressen! :-D



Direkter Video Link: >Youtube<

 Versteht mich nicht falsch, ich genieße diese Momente sehr! Für mich ist es das schönste, wenn ich die Rehe beobachten kann und sie dennoch ihr normales Treiben fortführen können... aber ein kleinen Blick in die Kamera hätten wir doch alle sicherlich schöner gefunden, hm?


 Nachdem sie alle drei über diesen Hang verschwunden waren (im Video könnt ihr es erkennen) konnte ich sie kaum noch sehen, auch nicht im stehen. Also entschloss ich mich ihnen noch ein kleines Stückchen zu nähern.


 


Das wurde zwar skeptisch beobachtet, aber geduldet.
Nach einiger Zeit konnte ich sie wieder nicht mehr komplett sehen so dass ich nur den Oberkörper sah also beschloss ich wieder ein paar Schritte zu machen.


^ 08:25 Uhr 300mm Brennweite


Ich konnte alle drei Rehe sehen, alle drei schauten mich an ... aber ich sah nur den Oberkörper ... also ging ich näher ... ich ging so nah an sie heran ....ich kann ich sagen wie viele Meter es zum Schluss waren... aber es war ZU nah!

Einer der Ricken zeigte mir, dass ich nun zu nah gekommen war und erst jetzt realisierte wo das Problem war ... Die Rehe lagen! Sie hatten sich so wie ich vorher aufs Feld gelegt! Deswegen konnte ich nur ihren Oberkörper sehen ...


Ich entschuldigte mich höfflichst und ging langsam rückwärts wieder zurück.
Das sorgte in den ersten Minuten dafür, dass sie nicht sofort aufsprangen sondern mich weiter skeptisch anschauten ...


Da ich ihnen aber nicht schnell genug rückwärts ging entschlossen sie sich aufzustehen und mir zu signalisieren, dass nun meine Anwesenheit nicht mehr erwünscht ist.
Sie machten zwei Sätze (in der Zeit lief ich schneller zurück) und blieben dann noch mal stehen um sich zu vergewissern, dass ich ihnen nun nicht weiter folge.




Und so war es ... Blöderweise hatte ich die unsichtbare Grenze überschritten und unsere Abmachung galt wohl nicht mehr.

Ohne mich umzudrehen (hätte ich auch nicht mehr sehen können). Lief ich wieder den langen Weg zurück. Ich lief zwar später noch auf einen anderen Hang um die Wiesen besser überblicken zu können, aber als ich dort ankam lag schon sehr viel Zeit dazwischen so dass ich sie nicht mehr sah und nicht genauer wusste in welche Richtung sie gelaufen waren.

Das war auch nicht so wichtig ... Inzwischen war es halb neun gewesen. Und ich hatte sie mit wenigen Unterbrechungen knapp zwei Stunden beim äsen (fressen) beobachtet ... Was wollte ich mehr? Natürlich wünsche ich es mir jedes mal, noch näher an sie heranzukommen.
Und auch wenn die Fotos nicht besser geworden sind als meine übrigens, so geschah an dem Tag doch etwas besonderes. Unser Verhältnis erreichte eine neue Stufe. Zum ersten mal lagen sich alle Rehe hin, trotz meiner Anwesenheit. Bei anderen Situationen war es so, dass einige noch standen, daher eine wirklich besondere Situation!


Ich hoffe euch erfreut auch diese Situationen und habt ein wenig gefallen an meinen Fotos :-)


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