Montag, 28. November 2016

Muss das denn schon wieder sein ...

Hallo ihr lieben ...
Heute zeige ich euch wieder ein paar "Wildlife" Fotos. Die Fotos und die folgenden Ereignisse haben sich Mitte Oktober abgespielt. Ich habe mir so viel Zeit damit gelassen euch darüber zu berichten, weil mich das ganze nun immer wieder aufs neue ärgert und euch viele andere Fotos vorher zeigen wollte ...

Doch jetzt mag ich es nicht weiter hinauszögern ... Nicht das es bald doch schneit und ich dann noch mit meinen "Sonnenblumen" Fotos um die Ecke komme ;-)

Anfang/Mitte Oktober war ich - wie wohl viele zu der Zeit - an dieser nervigen Grippe erkrankt. Leider genau zu dem Zeitpunkt als wir noch den schönen "goldenen Oktober" hatten. Nicht etwa golden, weil sich die Blätter schon gelb färbten, sondern weil es da noch verhältnismäßig warm war...
Mich ärgerte es umso mehr, dass ich lange krank war ... Da ich eigentlich nur ein zwei Mal im Jahr richtig krank werde lasse ich mich nicht wie viele anderen vorher impfen. Ich steh dann so eine Grippe irgendwie aus ... Dauert oft lange, aber sobald es mir wieder einigermaßen gut ging, wollte ich raus, ich wollte noch das schöne Wetter mitbekommen. So auch an diesem Tag ...
"Dick" eingepackt wollte ich an den Sonntag wieder durch die Felder und Wald gehen. Und zwar in meinem Lieblingswäldchen... ihr kennt es ja bereits ;-)

Ich war schon Wochen, sogar Monate nicht mehr dort, also freute ich mich umso mehr.
Und ich hatte echt ein super schönes Wetter ...




Doch da das Gebiet bejagt wird, das wisst ihr auch schon, ist es nicht mehr so einfach dort Wildtiere zu fotografieren ... Das ist auch einer der Gründe warum ich das Gebiet fast nicht mehr aufsuche. Es ist einfach den Tieren gegenüber nicht fair sie dort noch weiter aufsuchen und quasi aufzulauern, wenn dort sich ebenfalls ein Jäger rumtreibt, das muss einfach nicht sein... Auch wenn unsere Interesse unterschiedlich sind ... Daher schleiche ich nicht mehr dort herum, wenn ich unterwegs bin. Ich will eigentlich keine Wildtiere mehr dort sehen in dem ich mich leise an ihnen anschleiche - sie sollen wissen, wenn ich dort lang gehe ... Und so war es, dass ich es nicht im Wald rascheln hört wo ich es jahrelang gewohnt war, dass irgendein Tier mir über den Weg laufen würde. ... Ein Reh, ein Füchsi oder wenigstens ein Feldhase. Nichts.



Das ist für mich immer wieder aufs neue sehr traurig, da ich dort wirklich schon viele, viele, viele Stunden herumgelaufen bin ... nicht nur auf dem Weg - in dem gesamten Gebiet ... Wie oft lag ich im Laub und hab gewartet und beobachtet ... Oft unbemerkt vor den Spaziergänger die unterhalb - auf dem Weg mit ihren Hunden spazieren gingen ... Ich erinnere mich noch an jede Einzelne Stelle wo ich ein Tier beobachtet habe - von Mäuschen, Reh, Fuchs bis hin zum Vögelchen ... Und ich sehe noch die kleinen süßen Fuchswelpen wie sie ins Wäldchen hüpften vor mir, als sei es erst gestern ... Ich erkenne den alten - längst nicht mehr genutzten - Trampelweg ... Sehe die Wege, die die Rehe genutzt haben ... Da ich mit der Zeit sogar ganz gut in "Spurenlesen" wurde ... Und natürlich erinnere ich mich doch daran wo ich den kleinen natürlich gestorbenen Fuchswelpen entdeckt hatte ... Das kleine Rehbaby, dass gerade so über das Gras raus ragte und zu erkennen war ...  So viele schöne Erinnerungen die in diesem Wald stecken. Keine kleine Momentaufnahmen, ausreichend für ein Foto - sondern Stunden. Jeder Ausflug, jede Sichtung dauerte mehrere Stunden ....
Vielleicht erinnert ihr euch ja noch ... bevor die Jäger kamen war ich bei den Rehen soweit, dass ich mich ihnen auf ca. 50 Meter nähern durfte, auf gerader Strecke. Das ist etwas ganz anderes, als sich ihnen für einen KURZEN Moment auf 10 oder drei Meter zu nähren, ein Foto zu machen und dass sie dann vor Schreck wegrennen ... Ich genoss ihr vertrauen, dass ich über Monate aufbauen konnte ... Ich glaube, dass ich es geschafft hätte mit der Zeit noch näher zu kommen... Ich meine, Anfangs flohen sie ja auch wenn sie mich auf 300 Meter kommen sahen und dann begannen sie mich näher zu lassen ...
Deswegen fällt es mir auch so schwer los zu lassen ... Und deswegen war ich an dem Tag wieder da ... Da ich schon lange nicht mehr in dem Wäldchen war, wusste ich nicht mehr, ob die Jäger noch immer dort waren ... Ich hatte nichts gesehen und nichts gehört und war zum Abend hin ziemlich sicher einfach einen schönen Tag im Wald zu haben ... ohne Jäger.


Doch es passierte genau das, wovor ich mich gefürchtet hatte. Ich war mal wieder alleine im Wald unterwegs, und der Jäger kam vorbei. Als ich sein Auto sah, hatte ich die Hoffnung, dass er einfach seine Runde dreht und weiter fahren würde ... Leider blieb er nur wenige Meter von mir entfernt stehen. Im übrigen hatte ich ihn bei vorbeifahren nicht gegrüßt...

Ich sah ihn aussteigen, sich fertig machen und ich wurde immer unsicherer ... Sollte ich bleiben, sollte ich gehen ... was sollte ich machen. Ich entschied mich zu bleiben.


Er kam näher und näher ... Lief grüßend an mir vorbei - worauf ich wieder nichts sagte. Ich weigere mich einfach solche Menschen zu grüßen. Meine Begleitungen mögen sich in der Vergangenheit immer mit Jäger unterhalten haben - aber ich würdige ihnen keines Blickes. Nicht desto trotz - so ehrlich kann ich sein - klang sein "Hallo" recht fröhlich und freundlich. Wahrscheinlich denkt er, dass ich irgendeine "Macke" habe ... Aber das soll mir auch egal sein ...


Ich stand noch eine Weile wie angewurzelt und überlegte weiterhin was ich machen sollte ...
Da die Sonne bald unter gehen würde, beschloss ich in den Wald zurück zu gehen ... Ich wollte so lange im Wald bleiben, bis ich sicher gehen konnte, dass die Rehe diesen Wald nicht passieren würden und nicht ihm in die Flinte rennen konnten ...

Und so verbrachte ich lange Zeit im Wäldchen und fotografierte ... Ich machte mich für alle bemerkbar und genoss einfach die Sonne. Sofern es ging ...




Ihr müsst wissen, hinter diesen Bäumen liegt eine Wiese von der es aus zu einem deutlichen Größeren Wald geht, wo sich die Rehe meist immer aufgehalten haben ... Man kann bzw. man konnte quasi die Uhr danach stellen wann die Rehe die Wiese passieren würden und wann sie diesen Weg durchkreuzen würden ... Seit der Bejagung hat sich das alles stark verändert ... Ich weiß zwar wo sie sich aufhalten und wann ich sie dort vor finde, aber nun gut ... ich hatte sie vorher nicht bemerkt, also konnte es sein, dass sie bald den Weg entlang huschen würden ...



Ich schaute in die Ferne, mit dem Teleobjektiv ... schaute zu den Stellen wo sie aus dem Wald raus kamen ... Nachdem ich mir fast sicher sein konnte, dass kein Reh dort lang gehen würde ging ich wieder ... Aber nicht etwa meinen normalen Weg nach Hause, nein ... ich ging so, dass ich Blick auf den Jäger hatte und er ebenfalls auf mich. Ich blieb lange in Sichtweite und schaute mich ebenfalls um - auch in seine Richtung ... Als ich weiter ging und mich mit dem Rücken zu ihm weiter entfernte passierte es kurze Zeit danach: PENG!

Ich zuckte kurz zusammen. Reagierte aber gefasst. Ich war eigentlich nur sauer. Ich drehte mich sofort um und schaute zum Jäger rüber und suchte das Feld ab, dass bis kurz unters Knie gemäht war. Reh und Fuchs hätte ich gesehen, ich hatte ja das Feld kurz vorher abgesucht ...

Warum hatte er geschossen?! Sah ein Erdhügel für ihn aus wie ein Fuchs?! Ich mein, ich kenn das ... das hatte ich so in der Anfangszeit empfunden ... Er rührte sich nicht. Er hatte nur einen Schuss abgegeben ... Warum?! Wenn er ein Tier erlegt hätte, wäre es seine Pflicht gewesen es sofort unmittelbar danach aufzusuchen ... Sollte das ein sinnloses umherschießen sein?! Warum? Damit vertreibt er sich doch auch die Tiere - das macht doch auch keinen Sinn ... Ich mein, mir soll das Recht sein. Aber ich verstand es nicht. ... Ich blieb lange dort stehen. In Sichtweite.


Aus der Ferne hörte ich weitere Schüsse. Er war also nicht alleine unterwegs ... Ich wurde sauer und da ich das nicht verstand und mir nun aber sicher sein konnte, dass die Rehe nicht mehr dort lang gehen würde wo er auf Wild wartete, ging ich.

Ich ging recht zügig ... Für mich war der "Tag gelaufen" ... Und ich wollte nun erst recht, dass mich jedes Tier bemerkte ... Ich hatte es nicht mehr weit um auf meinen endgültigen Nachhauseweg zu kommen und dann sah ich sie ...

Ich saß ein kleines Kitz in den Wald huschen .... Und mein Herz sprang wie verrückt ... Dann saß ich SIE - die Mutter - und da blieb sie stehen ... einfach so auf dem Weg ... so wie sie es immer macht, wenn ich sie sehe ... Wir standen beide regungslos da, ich hatte nicht die Kamera gezuckt ... wie so oft schaute ich sie einfach nur eine Weile an, ohne Kamera. Ich genoss diesen Moment nur für mich - für meine innere Kamera ... auch sie beobachtete mich intensiv ... ihr Blick ging durch mich durch ... sie bewegte ihre Ohren und lauschte ganz genau ... Und ich dachte mir nur: Warum?! Warum stehst du da und schaust mich so an?! ...
Und dann machte es klick: Ich hob meine Kamera, machte ein Foto ... machte ein zweites ... Schaute sie noch mal an - ohne die Kamera ... ihr Blick war noch immer so intensiv ... ich machte ein drittes Foto  ... und dann ging sie in den Wald rein. ... Ihr zweites Junges (ein Jahr alt) folgte ihr ebenfalls, ich konnte es anfangs in meinem peripheren Sichtfeld sehen, aber da das Feld so hoch war hätte es sich nicht gelohnt das zu fotografieren ... und ich war ohnehin von ihr "gefesselt".



Als beide im Wald verschwunden waren, hörte ich sie "bellen".
Ich rannte so schnell ich konnte den Weg hinunter um auf der anderen Seite wieder hochzukommen ... Denn ich hatte die Sorge, dass sie nun anders herum durch den Wald gehen würden um dann doch den Jäger quasi in die Arme laufen würden ... Das hätte ich mir nie verzeihen können ... Und ich wollte das nicht riskieren.

Also platzierte ich mich auf die andere Seite des Waldes. Und blockierte ihnen den Weg ... Ich wusste ja wo sie raus gingen, wenn sie aus dem Wald wollten ... Und zum Glück hatte ich meinen Anglersitz dabei ... Ich blieb pfeifend, singend und trällernd auf meinem Anglersitz sitzen bis die Sonne komplett untergegangen war und man wirklich nichts mehr sehen konnte. Das waren ein oder zwei Stunden ... Ich weiß es nicht mehr ... Es war eine lange Zeit ...

Es war nicht das erste Mal gewesen, dass ich zu den Abendstunden auf Jäger gestoßen war, dass ich sie rumschießen gehört hatte und gesehen hatte, dass sie erfolgreich waren ... Es war nicht das erste Mal, dass sie ein Reh geschossen hatten, bei denen sie ohne eine Untersuchung sich nicht sicher waren, ob sie es überhaupt hätten schießen dürfen und dennoch geschossen haben... Und selbst wenn alle drei nicht unter rechtlichen "Schutz" gestanden hätten (das einjährige hätte geschossen werden dürfen) - nun standen sie unter meinen Schutz.

Zwischen durch, wo ich da saß und mir kalt wurde und die Zeit einfach nicht vergehen wollte, fragte ich mich immer wieder ob ich wirklich rechtzeitig dort angekommen war, ob sie wirklich noch sicher im Wald waren ... ich wusste es nicht und musste einfach nur hoffen.

Dann war es dunkel ... Und so beschloss ich zu gehen ... Der Jäger musste einfach nun aufgebrochen sein ... Als ich den Weg runter ging hörte ich ein Reh im Wald bellen ... Auf der anderen Seite, sah ich ein Auto (dort fahren um die Uhrzeit keine Autos, es sei denn man ist ein Jäger ;-) ) fahren ... ich bin mir zwar nicht 100% sicher gewesen, aber zu 99% war ich mir sicher, dass es der Jäger war ...
Ich hatte in der Zeit als ich dort war und den Rehen den Weg blockiert hatte, keine weiteren Schüsse mehr gehört ...
...
Auf dem Weg nach Hause hatte ich über den einen Schuss nachgedacht ... Natürlich werde ich mir dabei nicht sicher sein können, aber die Vermutung liegt nah, dass man mich mit dem "herumschießen" ganz einfach vertreiben wollte.
...

Seither habe ich den Wald nicht mehr aufgesucht... Auch wenn um Oktober rum die Balz beginnt ... und man in der Zeit vor allem Rehböcke zu sehen bekommt. Aber die gibt es in dem Revier nicht mehr. Der Jäger, der ein angrenzendes Gebiet gepachtet hatte, äußerte sich (ja ich kenne ihn durch Umwege) schon im Sommer, dass er schon lange keine Rehe mehr in seinem Revier gesehen hatte ...
Er selbst würde wohl nur Wildschweine jagen ... Nicht, dass er dadurch für mich ein "besserer" Jäger sei.... Das wollte ich euch auch einfach nur mitteilen ... Ich weiß nicht ob ich euch das schon gesagt hatte ... eben diesen mir namentlich bekannter Jäger bittet quasi um Mithilfe Fotobeweise zu sammeln... denn der NRW-ler Jäger ist den hiesigen aus vielen Gründen ein Dorn im Auge. Unter anderem weil er bzw. sie einfach zu viel Wild abschießen ... und das Wildvertreiben ... Was irgendwie total paradox ist zu hören ... Naja ..



Zum Schluss mag ich etwas anmerken, dass vor allem meine Regionale-Leser interessieren sollte.
Wie im jeden Jahr wird Wild-Fleisch am Arolser Schloss verkauft. Das kann jeder aus der Region überprüfen, der das nicht glaubt, das Plakat hängt vorm Schloss.

Dabei sollte bedacht werden, dass das es sich dabei nicht um eine Wild-Zucht handelt und das Wild nicht wie bei der Schweine/Rinderhaltung über einen Schlachter Verzerr fertig gemacht wird.

Denn wie jedes Jahr bietet das fürstliche Forstamt Arolsen folgendes Programm an:

"Interessierten Jägern bietet sich die Gelegenheit, Einzelabschüsse ab dem 15. September eines Jahres auf starke Damhirsche in einem 300 ha -Wildgatter zu erwerben. "
Quelle: http://www.fuerstliches-forstamt-arolsen.de/jagdgel.shtml


Jeder, der sich über den spanischen König aufgeregt hat, der ins Ausland flog um zu Jagen sollte auch in diesem Fall seine Moral-Keule schlagen. Alles weitere erspare ich mir an dieser Stelle zu sagen, informiert euch selbst über die Jagd und dessen Lobby ;-)


Wünsch euch noch einen schönen Abend und weiterhin eine gute Woche.



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