Donnerstag, 11. Oktober 2012

Die Herde - Teil 2

 
Für eine größere Ansicht, bitte auf die Fotos klicken!

Die Rehe hatten mich also gesehen! Vier von ihnen waren in den Wald hinter mir geflüchtet, zwei verschwanden nach rechts auf das Feld wo ich sie von meinem Standort nicht mehr sehen konnte und zwei gingen nach links in den Wald.

Ich saß auf meinem Anglersitz und dann aufeinmal kamen sie ... Eine Gruppe Rehe kamen von rechts über das Feld ... die Entfernung zu den Tieren war ca. 300m Luftlinie. Ich war von der Anzahl der Tiere so überwältigt und sprachlos!



Ich weiß nicht was mit den Rehen war. Ich verstehe nicht warum sie diesen Weg gewählt hatten. Wäre hier ein Jäger anwesend gewesen wären sie eine viel zu leichte Beute gewesen. Und vorallem war ich über ihr Verhalten erschrocken. Sie liefen viel zu langsam über das Feld, gar nicht schnell und abgesehen von einem Reh auch gar nicht so "planlos". Sie ließen sich sogar richtig viel Zeit!


 
Ich weiß nicht, wie die Kommunikation zwischen den Tieren aussieht, ob sie sich ähnlich wie Katzen für den Menschen unhörbar verständigen? Oder ob sie doch ein Laut von sich gegeben hatten?
Ich weiß nicht ob eines der Rehe was mich schon vorher gesichtet hatte diesen Rehen irgendwie mitgeteilt hatte, dass ich für sie wirklich ungefährlich bin? Ich weiß es wirklich nicht! Aber ich kann es mir gut vorstellen das es so war! Auch diese musste mich gesehen haben! Ich hatte extra keine "Tarnkleidung" an. Und auch so war ich nicht in der Lage gewesen mich "unsichtbar" zu machen ... Sie mussten gewusst haben, dass ich da war!


Für einen kurzen Moment, dass muss ich zugestehen war ich den Tränen nahe gewesen. So viele Tiere auf freier Wildbahn zu sehen ist wirklich beeindruckend! Da geht einen das Herz auf!
Die Sonne geht langsam von der anderen Seite hoch, es wird heller und heller, du hörst nichts außer die Vögel, spürst den Wind in den Haaren und vor dir diese wunderschönen frei lebenden Tiere! Wahnsinn! Zu sehen, dass sie noch "hier" sind und nicht Opfer eines Jägers oder rasenden Autofahres wurden erfreute mich sehr! Aber ihr unbekümmertes Treiben stimmte mich auch mit Trauer.

Die Vorstellung, dass Situationen wie diese eines "Jägerstraum" gleicht und das in solchen Situationen diese Tiere abgeschossen werden, in den frühen Morgenstunden, dann wenn sie sich endlich trauen aus dem Wald rauszukommen um auch mal etwas fressen zu können ... Und genau zu solchen Momenten werden sie abgeschossen? Es ist nicht einfach nicht an solchen Situationen zu denken, wenn man doch überall auf Feldern und Wiesen und im Wald Hochsitze sieht.

 
Und diese Herde war so durch den Wind! Ohje!
Es stimmte also, was ich bereits in einer Jägerzeitschrift gelesen hatte. Die weiblichen Rehe (Ricken) sind tendenziell öfters "verpeilt". Nicht anders als Frauen. Frauen verlieren in Stressituationen auch mal den Kopf ;-)
 

 
Doch ein Bock ist wachsam.
Es war nicht das erste Mal gewesen, dass ich einen Bock gesehen hatte. Damals konnte ich mich schon von der enormen Intelligenz dieses Tieres selbst überzeugen. Mein Fehler damals war, dass ich mich an einen Pfosten anlehnen wollte um dort meine Kamera abzulegen um nicht zu verwackeln ... Tja, wie mag das ganze für den Bock ausgesehen haben?
Ja es ist wahr, Böcke haben eine enorme Kombinationsfähigkeit, sie lernen aus ihren Erfahrungen und merken sich bestimmte Dinge. Das habe ich sogar in einer Jägerzeitschrift gelesen! Jetzt erst werden den Tieren eine Intelligenz zugesprochen! Wobei es wirklich nur ein einziges Aufeinandertreffen ausreicht um sich davon überzeugen zu können - und es auch spüren zu können. So wie man gut trainierten und wachsamen Hunden ansieht das sie DICH beobachten, ganz genau schon erahnen können was du vorhast und ob du böse oder lieb bist - so schaute er mich an!
 

 
Wie schon damals beobachte mich der Bock lange zeit.
Er hier kam aus dem Wald heraus, nachdem die Ricken ebenfalls in diesem Waldbereich angekommen waren. Er stand lange Zeit dort, trotz, dass sein Geweih noch sehr klein war, (die Böcke hier im Landkreis/Region werden meistens nur drei bis vier Jahre am leben gelassen!) war er so anmutig wie ein Großer! Er stellte sich auf das Feld, beobachtete jeder meiner Körperbewegungen, hörte auf das Geräusch meiner Kamera. Vielleicht war es der gleiche vom letzten Mal? >Hier<
 
Ich blieb sitzen und versuchte den Drang weiter nach vorne zu ihm zu gehen abzuschalten. Er war doch so nah ... hach wär das schön gewesen! Aber ich hatte ja auch aus unserer letzten Begegnung gelernt! - Und irgendwann war es soweit, er erlaubte den Ricken, dass sie wieder auf das Feld durften!
 
 
 
Sie kamen nicht alle auf einmal raus.

 
Sie gingen auch nicht weit in das Feld hinein.
Aber ich war für sie sichtbar. Und sie kamen dennoch raus!
 
 
Ich habe an diesem Tag insgesamt 169 Fotos gemacht. Ihr könnt euch also vorstellen, wie lange ich dort auf meinem Anglersitz saß! :-D Insgesamt blieben 46 Fotos übrig. Nicht alle in der allerbesten Qualität. Ich habe mit ISO 640 fotografiert und einzig das Eine oder Andere Objekt weggestemmpelt, ansonsten nicht weiter bearbeitet.  
 
^ Dieses Foto ist mein Favorit, weil es eines der wenigen Fotos ist, welches die meisten Rehe auf einem Foto zeigt. Es zeigt aber auch ein Reh, das erste Reh links unten, welches defintiv ohne mit der Wimpern zu zucken das erste Jagdopfer in ca. 20 Tagen unter anderen Umständen werden könnte.  Warum? Das Jäger 1x1 besagt, "Ricken, die sich Ende Oktober noch rot präsentieren, genießen beim Abschuss oberste Priorität."
 
Ein anderer Vergleich gefällig? Wenn du als Mensch bis Ende Oktober noch nicht deine Winterjacke rausgeholt hast und sie anziehst, genießt du oberste Priorität abgeschossen zu werden! 
Nichts anderes besagt diese "Regel". Haben die Rehe bis Ende Oktober ihr Sommerfell abgelegt, dann sagen sich Jäger sollte es abgeschossen werden!
 
 
 

Ich habe an diesen Standort eine Herde von ca. 12 Tieren gesehen.
Nachdem ich auf die Uhr gesehen hatte und ich defintiv schon dutzende Fotos gemacht hatte entschloss ich mich aber weg zu gehen.

Ich hätte sicherlich lange noch dort sitzen können und auch sitzen dürfen, vielleicht wären sie irgendwann mehr raus gekommen, vielleicht hätte ich mich ihnen annähren dürfen. Aber es war Zeit zu gehen! Je länger ich dort geblieben wäre um so später wäre es geworden bis die Herde an ihren ursprünglichen Zielort angekommen wären. Spätere Uhrzeit bedeutet für sie nun mal mehr Gefahr!
Schweren Herzens zog ich mich also zurück.
 
 
 
Ich lief wieder meine gewohnte Route. Hoch motiviert und voller Elan.
Ein wirklich schöner Morgen!
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Abschließend möchte ich hier noch einmal auf die Seite:

Bitte vergesst nicht, dass in Deutschland, ein Land wo jeder Mensch sein Essen in einem Supermarkt kaufen kann und wo man es sich sogar leisten kann Lebensmittel wegzuschmeißen weil wir sie nicht mehr als "schön" empfinden nach wie vor gejagt wird! Jagen hat NICHTS mit dem Schutz des Waldes zu tun. Ein Jäger ist KEIN Naturschützer. Die Jagd in Deutschland und zum Teil auch in Europa geschieht oft nur aus niederen Motiven. Menschen die ihre Lust nach töten an chancenlosen Wild stillen wollen und ihr Minderwertigkeitskomplex durch eine Trophäe wieder in den Griff kriegen wollen.
 

WENN MENSCHEN AUS SPAß TÖTEN DANN IST DAS UNNATÜRLICH und somit KRANKHAFT!
 
 „Jagd ist nur eine feige Umschreibung für besonders feigen Mord am chancenlosen Mitgeschöpf. Die Jagd ist eine Nebenform menschlicher Geisteskrankheit."


Tiere haben ebenfalls ein recht auf ihren eigenen Lebensraum! Nicht nur der Mensch darf sich ausbreiten wo er will. Wenn Wildtiere näher an Stadtgebieten kommen oder die Felder der Bauern zerstören - oder was auch immer - sollte man anfangen sich zu fragen warum! Wir Menschen nehmen den Tieren nicht nur ihren Lebensraum weg, nein wir zerstören ihnen ihr natürliches Nahrungsangebot und mischen uns in die Naturgesetzte ein und führen Geburtenkontrollen.
 
Der Mensch gilt als das intelligenteste Tier. Als solches sollte es auch Verantwortung für seine Mitgeschöpfe nehmen und diese nicht nur ausnehmen sondern auch für diese Sorgen. Dazu zählt auch, dass vorallem Jäger - wissenschaftliche Studien von Naturwissenschaftlern und Biologen anerkennen. Sie sollten endlich begreifen, dass Rehe, Wildschweine, Füchse und Co. KEINE "Schädlinge" sind.  Jäger, ihr wollt jagen? Gebt eure Gewehere ab, eure Nachtsichtgeräte, eure Walkie-talkies ...  und jagt wie in der Steinzeit! Eure Art zu Jagen ist einfach nur armselig!


Die heutige Jagdkultur ist nichts anderes, als die Fortsetzung eines mittelalterlichen Lustmordens an Tieren, nur unter Anwendung modernster Mittel!

 
 
Die Größe und den moralischen Fortschritt einer Nation
kann man daran messen, wie sie mit Tieren umgeht.
M.Gandhi

 

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