Sonntag, 28. Juni 2015

Geduld wird belohnt

Man sagt ja, dass man am Ende für seine Geduld meist belohnt wird.
Genau, meistens - nicht immer.
Besonders im Bereich der Wildtierfotografie, kann es sein, dass man doch über einen längeren Zeitraum ganz geduldig auf eine bestimmte Situation wartet, aber diese einfach nicht kommt...
 
So war es vor einigen Wochen auch bei mir, aber eins nach dem anderem ;-)
 
 
 
 

Wie bereits in diesen Blog-Eintrag erwähnt, war ich am 10.06. wieder in Begleitung unterwegs. Da wenige Tage vorher schon die ersten Felder gemäht wurden, hatten wir gehofft einige Tiere zu sehen, die auf den frisch gemähten Feldern unterwegs sind. Was ja auch, wie ihr bereits nachlesen konntet, der Fall war.
 
Stunden zuvor hatten wir bei unserer Wanderung kaum Tiere zu Gesicht bekommen.
Erst auf dem Heimweg entdeckten wir ein Reh im Feld. Da es so kaum zu sehen war und wir schon lange unterwegs waren wollten wir eigentlich schon weiter gehen.
Bis uns dann am Zaun das folgende Schild auffiel:
 
 
Also beschlossen wir noch etwas zu bleiben in der Hoffnung die Ricke mit ihren Kitz zu sehen. Vielleicht würden sie sich bald in den nah gelegen Wald zurückziehen ...
Aber der Rückzug stand noch lange nicht auf der Tagesordnung, nicht desto trotz bekamen wir die Ricke zu sehen.
 


Sie war etwas aufgeregt, als sie den Trecker bemerkte, der näher kam.
Auch wir waren gespannt was passieren würde. Da wir nicht wussten wohin der Landwirt fahren wollte und sorge hatten, dass auch er versehentlich das Kitz verletzt, wollten wir etwas näher am Geschehen sein um notfalls dem Landwirten Zurufen zu können ...
 
Daher verzichteten wir auf unsere "Deckung" wodurch wir dann von der Ricke nun auch bemerkt wurden ..


Sie beschloss noch tiefer in das Feld zu gehen.
Leider war es aber auch das Feld, wo der Landwirt spritzen wollte.

 
Die Ricke sprang in das nächste Feld und war dort aber auch nicht so glücklich gewesen und sprang wieder zurück ... Es war wirklich nicht so schön anzusehen, wie sie am liebsten wegrennen, aber doch nicht zu weit gehen wollte ... Sie muss wohl doch besorgt um ihr Junges gewesen sein, dass irgendwo in der Nähe war.
Da die Ricke sich im Feld sehr gut verstecken konnte und wir nicht sehen konnten an welcher Stelle des Feldes sie wieder hochschauen oder springen würde konnte ich die Situation nicht fotografisch festhalten, aber da es ohnehin nicht sonderlich erfreulich mit anzusehen war, finde ich es nicht so schlimm.
 
Nach einen Augenblick war die Ricke so weit gesprungen, dass sie vor dem Trecker herauskam ... Wir konnten genau sehen, wie der Landwirt sie bemerkt hatte und auch, dass er großzügig versuchte ihr auszuweichen bzw. den Bereich auszusparen wo sie evtl. war.
 
Nachdem der Landwirt seine Arbeit auf dem Feld beendet hatte gingen wir auch.
Wir wollten ihr wieder ihre Ruhe gönnen und ich beschloss lieber am nächsten Tag mein Glück zu versuchen, schließlich wusste ich nicht, wann die Wiese (wo auch der Zettel hing) gemäht werden würde und wie lange die beiden noch dort sein würden.
 
Am nächsten Tag, dem 11.06. war ich deutlich früher vor Ort.
Gegen 9 Uhr legte ich mich schon auf die Lauer, schon von weiten hatte ich die Ricke gesehen.
 
 
Nach langem Zögern entschloss ich mich auf die teilweise gemähte Wiese zu gehen und zu schauen ob das kleine in der Nähe liegt. Zu gerne hätte ich es aus der Nähe gesehen.
So lief ich einige Meter in das Feld rein (der Teil der abgemäht war) wollte gerade umdrehen und sah dann wie ein Fuchs aus dem hohen Gras raus kam und nun im gemähten Bereich komplett frei für mich zu sehen war ... Ich setzte die Kamera an und schwupps war er wieder im hohen Gras.
 
Also verließ ich das Feld und suchte mir ein Plätzchen von dem ich so halbwegs noch das Feld sehen konnte wo die Ricke sich befand. Die Hoffnung, den Fuchs noch einmal zu sehen, hatte ich nicht mehr.
 
 
 
 ^ 09.35 Uhr

Allerdings dauerte es sehr lange, bis ich die Ricke das nächste Mal wieder zu sehen bekam.
Wie gesagt, das Feld dort hatte für sie schon die ideal Höhe gehabt. Geduld war also nun erforderlich.
Da es aber um ein Kitz ging, wollte ich diese Geduld auch aufbringen. Das einzige Problem was ich hatte - ich bin Allergikerin. Auf dem Feld vor mir wuchs Gras (das Feld was ja nicht abgemäht wurde) und drum herum wuchs Roggen. Gegen beides bin ich allergisch. In diesem Jahr, so scheint es, bin ich sogar noch mehr gegen Roggen allergisch ...

^ 10:26 Uhr
 
Um die Ricke nicht versehentlich durch mein Niesen vorzuwarnen setzte ich mich also weiter weg, wo ich nur durch einen kleinen Spalt auf das Feld schauen konnte.
Während mein Nasenspray einwirkte schrieb ich ein wenig auf Facebook ... die Ricke würde ja nicht gleich sofort zu mir über die Felder hoch kommen, also könnte ich nichts verpassen.
 
Während ich so schrieb hörte ich hinter mir im Wäldchen Geräusche ... ich hörte wie ein Ast knackte und drehte mich um und sah in riesengroße, wunderschönen, Reh Augen.
Hinter mir, keine 5 Meter entfernt, versuchte sich eine weitere Ricke an mir vorbei zu schleichen ... oder aber sie wollte genau dort wo ich saß passieren um zur anderen Ricke im Feld zu gelangen.
 
Mit dem Handy in der Hand, Kamera auf dem Rucksack war ich natürlich nicht auf diesen Moment vorbereitet! Ich griff langsam und vorsichtig zu meiner Kamera ... Die Ricke schaute mich noch sehr skeptisch an ... unglaublich, dass sie noch immer dort stand ... Als ich dann die Kamera zu mir hochzog um durch den Sucher zu schauen ergriff sie die Flucht! Weg war sie.
 

^ Links neben den kleinen Baum hätte sie gestanden.
 
AAAAARGH! Ich hab mich so geärgert! Wieder eine Situation bei der ich mir eine "Kopfkamera" wünschte, die all die verpassten, aber schöne, Situation aufzeichnet. Naja, vielleicht kommt zu meiner Ausrüstung doch irgendwann mal eine Actioncam hinzu ;-)
 
Nachdem ich die Situation sacken ließ beschloss ich zu schauen ob ich sie etwas weiter am Waldrand zu sehen bekommen würde. Ich lief den Berg hoch und runter. Beim runterlaufen, ich wollte mich gerade umdrehen, sah ich etwas schnell in den Wald reinlaufen ... es war ein Fuchs der eigentlich den Weg überqueren wollte um aufs Feld zu gelangen. Als er mich sah kehrte er natürlich sofort um.
 
Als ich wieder hochlief um dann wieder runter zu gehen bekam ich eine Nies-Attacke. Falls dort noch Tiere waren, jetzt waren sie weg. Also ging ich wieder zu meinem Ursprungsplatz zurück und begegnete kurz danach einer Fotofreundin, die auch wieder ihre Route lief um genauso wie ich ein paar Wildtiere vor die Linse zu bekommen.
Während wir uns unterhielten sahen wir auf dem Feld eine Ricke laufen.
Welche der beiden es war, also die, die bereits im Feld war oder die, die ich im Wald gesehen hatte wissen wir nicht.
 
Nach einem kleinen Gespräch und kurzen Austausch trennten sich unsere Wege.
Ich nahm wieder mein Spray, versuchte mich zu beruhigen und wartete bis wieder ein Weile vergangen war und "Ruhe" eingekehrt war ...
 

Nach einiger Zeit passierte wieder etwas womit ich nicht gerechnet hatte ...
Aus dem Wäldchen zu meiner rechten Seite lief wieder ein Fuchs über den Weg und ging ins Feld rein ... Er hatte mich nicht bemerkt da er nur sein Ziel vor Augen hatte und ich war so perplex gewesen, dass ich nicht dazu kam so schnell zur Kamera zu greifen, aber er war auch sehr schnell unterwegs. Nur ein paar kleine Schritte und schwupps war er im hohen Gras verschwunden. Keine Chance ihn dort wieder zu sehen!
 
Gegen halb eins bemerkte ich dann auf einer Wiese einen weiteren Fuchs. Es war die selbe Wiese wo ich am Vorabend bereits einen fotografieren konnte. (Die Fotos dazu findet ihr >hier<). Wahrscheinlich war es der Fuchs der eben noch an mir vorbeigelaufen war ... Lange Zeit hatte ich ihn beobachtet und überlegt zu ihm zu gehen, aber bis ich bei ihm in der Nähe gewesen wäre, wäre er wahrscheinlich schon längst nicht mehr da.
 
Es war schon richtig gemein, über eine halbe Stunde den Fuchs beim jagen zu beobachten und dort wo ich eigentlich auf der Lauer lag passierte nichts.
 
13:26 endlich! Eine Ricke schaute hoch!
Wie lange hatte ich darauf gewartet!
 
 

Auch wenn man meinen könnte, dass es eindeutig sei, bin ich mir selbst nicht so sicher, ob sie mich gesehen hatte. Hinter mir lag das Wäldchen daher besteht auch die Wahrscheinlichkeit, dass sie nur in meine Richtung wegen des Wäldchens geschaut hatte von wo aus sie evtl. sogar noch einen weiteren Artgenossen erwartete?!
 

Wie auch immer ...
Ich konnte nur diese Fotos machen und dann verschwand sie wieder im Feld.
 
 
Lange Zeit war sie nicht mehr zu sehen.
Und da ich inzwischen sogar meine Lungen hören konnte entschloss ich mich, mich zurück zu ziehen. Aufgrund meiner Allergie - es war wirklich der Horror - gab ich auf. Mutter Natur hatte meinen Geduld, meine Mission, mich gebrochen.
Ich konnte einfach nicht mehr.
Aber ich wollte wieder kommen.
 
Ich ging rasch nach Hause etwas essen und machte mich später nachdem ich mich etwas ausruhen und meine Nase, Augen und Co. beruhigen konnte nochmal los.
Aber nicht etwa die gleich Strecke, nein. Ich entschied mich meinen eigentlichen Weg zu laufen von diesem würde ich auch das Feld sehen können.
 
Die Entscheidung war auch ganz gut, da ich so die Gelegenheit bekam die Besitzer des Feldes kennenzulernen. Sie erzählten mir, dass sie Feld verpachtet hatten und das Feld auch schon seit langem so angemäht ist und noch nicht gemäht werden wird. Auch erfuhr ich dabei noch einmal über die Problematik mit den Rehen auf dem Friedhof.
 
 
Nach den sehr informativen Plausch brauchte ich allergiebedingt wieder eine Pause. Überall Roggen ... Ein letztes Mal wollte ich auf das Feld.
Über die gemähten Felder ging es auf das Feld wo das Kitz liegen sollte.
Auch wenn ich nun näher an das Feld war sah ich die Ricke aber noch immer wie gewohnt, fast gar nicht.
 
 ^ 16:23 Uhr

Rasch lief ich über das Feld, da auch die im Wind wehenden Gräser und der Roggen zu meiner Seite mich wieder zum Dauerniesen animieren wollten ...

Am "Eingang" des Feldes setzte ich mich aber doch nochmal hin und schaute über das Feld. Ich hielt es dort jedoch nicht lange aus und lief wieder zu meinen gewohnten Platz. Eine Weile hielt ich es dort aus und wurde dann auch noch belohnt indem ich die Ricke noch mal zu sehen bekam. Dieses Mal sah ich sogar mehr von ihr.
 
 ^ 17:20 Uhr.
 
Ich weiß nicht, ob sie sich unter dem Baum hingelegt hatte oder durch die Felder streifte. Jedenfalls sah ich sie nicht mehr.
 

Da mein gesundheitliches Befinden immer schlimmer wurde beschloss ich wieder umzukehren. Ich lief wieder über die angemähte Wiese, in der Hoffnung das Kitz vielleicht doch noch zu sehen.
Bevor ich nach Hause ging machte ich aber wieder eine (sehr) lange Pause in der Nähe dieser Felder.

Dabei beobachtete ich, wie ein Frau mit ihrem Hund (an der Leine) eine komplette Runde auf dem angemähten Feld machte. Der Zettel war schon zu recht dort angebracht.
Zusätzlich, das hatte ich aus den Gespräch mit den Besitzer erfahren, hatte man die Hoffnung, dass die Ricke bald mit ihrem Kitz das Feld verließ und es als unsicher ansieht, damit das Feld gemäht werden konnte. Nur aus diesem Grund war auch ich über das Feld gegangen ;-) Außer ganz zu Anfang, da war der Reiz doch zu groß, dementsprechend aber auch mein Gewissen ;-)

Tja, letztendlich war aber meine Mühe komplett umsonst. Das, was ich eigentlich sehen wollte, das Kitz, bekam ich nicht zu sehen. Wobei ich das auch nicht so schlimm finde. Ich habe schon so oft Rehe gesehen, so oft auch aus der Nähe, auch wenn ich selten ein Foto machen konnte ... ich weiß wo sie sind und wenn es etwas größer ist, werde ich es sicherlich noch früh genug zu sehen bekommen.

Nachdem dieser Tag einer der schlimmsten Tage für mich war beschloss ich das Kitz, Kitz sein zu lassen und habe auch bis zum heutigen Tag dieses Gebiet nicht mehr aufgesucht. Aber es steht demnächst wieder an! ;-)

Vielleicht fragen sich einige von euch, warum ich mir das als Allergikerin eigentlich antue. Nun, ich war nicht immer eine Allergikerin. Meine Allergien kamen irgendwann mal aber ich war schon immer Naturverbunden und wollte immer raus gehen, also habe ich mich seither meinen Allergien ausgesetzt. Als ich noch gegen die Birke allergisch war, habe ich mich sogar den extremen Pollenflüge ausgesetzt. Und nach einigen Jahren, man wird es kaum glauben, scheint diese Allergie ausgestanden zu sein. Letztendlich habe ich nichts anderes als eine Desensibilisierung, wie es auch medizinisch gemacht wird, an mir durchgeführt nur eben deutlich extremer!
Da ich dieses Jahr so extrem auf Roggen reagiere vermute ich, dass das nun mein Kryptonit ist, also eine stärkere Reaktion hervorruft als zuvor. Irgendwann im Laufe des Jahres werde ich mich mal wieder testen lassen :-D

Naja, genug davon! Lasst es euch gut gehen, und allen Allergikern: ihr habt mein Mitgefühl!







1 Kommentar:

  1. Wat een prachtige momenten de ene keer net twee oortjes boven het gras en de andere keer net een koppie. geweldig mooi.

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